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Welche Klient*innen sind bei Ihnen in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben? Psychotherapie nehmen Menschen in Anspruch, wenn ihr Leidensdruck hoch ist und sie dringend nach Veränderung suchen. Ich habe im Laufe meiner langjährigen Tätigkeit in der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen viele mit schweren Symptomen kennen gelernt und sie in ihrem Leidensdruck begleitet. Psychoanalytische Psychotherapie wirkt vor allem, indem Verbindungen zwischen Lebensereignissen und den dazugehörigen Affekten hergestellt werden können. Diese Verbindungen wurden zu früheren Zeitpunkten im Leben der KlientInnen aufgegeben, weil die entsprechenden Ereignisse zu belastend waren. Gut aufgehoben sind daher jene KlientInnen, die ein Interesse für obige Zusammenhänge im Rahmen ihrer Lebensgeschichte aufbringen und durch deren Bearbeitung eine strukturelle psychische Veränderung (z.B. nachhaltiger Abbau von Ängsten und Depressionen) erreichen wollen. |
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Was bedeutet für Sie Glück? Für mich hat ein Mensch sein Glück dann erreicht, wenn er sich mit seinen Eigenheiten annehmen kann und diese nicht mehr für Schwächen halten muss. Also im Grunde mit all dem, was zu seiner Persönlichkeit gehört, ausgesöhnt ist. |
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Was ist Psychoanalyse? Mir ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass Psychoanalyse kein 'intellektuelles Unternehmen' ist, bei dem ausschließlich gesprochen und etwas verstanden werden soll. Ein Argument, das mitunter gegen die Analyse ins Treffen geführt wird. Wirksam wird Psychoanalyse erst dort, wo zur Einsicht auch der Affekt, die gefühlsmäßige Ebene hinzu kommt. Und diese Ebene zu erreichen, ist die Arbeit, die AnalytikerIn und KlientIn leisten, wobei sie sich immer an den spezifischen Möglichkeiten der KlientInnen orientiert. |